Evangelische Johanneskirche in Münchingen

Station 3 im Historischen Ortsrundgang in Münchingen

Die evangelische Johanneskirche ist ein von Weitem sichtbares Wahrzeichen von Münchingen. Sie bildet das Zentrum einer lebendigen Kirchengemeinde.
Ursprünglich war sie als eine katholische Kirche im Jahr 1496 Johannes dem Täufer geweiht worden. Mit der Reformation wurde sie evangelisch und behielt ihren Namen.

Nach den Inschriften am Hauptportal stammt das spätgotische Bauwerk aus dem Jahr 1488 und wurde von den Baumeistern Aberlin oder dessen Bruder Hänslin Jörg und Bernhard Sporer erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Kirche 1643 wie auch das benachbarte Rathaus schwere Brandschäden. Nur die Außenmauern und das Chorgewölbe blieben erhalten. Aber bereits 1645 begann die Gemeinde mit dem Wiederaufbau, der sich über nur fünf Jahre erstreckte.
Von der einstigen Wehrmauer um die erhöht befindliche ehemalige Wehrkirche und den sie umgebenden Friedhof ist nur noch ein Teil erhalten, der in die 1982 neu erbaute Stützmauer integriert wurde.
Der gegen das Kirchenschiff seitlich versetzte Turm stammt von einem Vorgängerbau aus der Zeit um 1275 und ist wesentlich älter als das Kirchenschiff. Nach dem Brand von 1643 wurde das Glockenstuhlgeschoss neu aufgebaut und der Turm erhielt das Pyramidendach und die markante eingeschweifte Helmpyramide. 1751 wurde die Empore eingebaut.

Jahreszahl 1488 im Spitzbogen
(zur Information: früher stand für die „4“ eine „halbe 8“)

Im Jahr 1965 wurde die Kirche umfassend renoviert. Die Außentreppen zur Empore wurden entfernt und aus den Türöffnungen die ursprünglich großen Fenstern wieder hergestellt. Der Chorbogen und das Chorgewölbe wurden gleichzeitig restauriert.

Hinter dem neuen modernen Altar wurde das lebensgroße Kruzifix, das vom Münchinger Schultheiß Jakob Schmalzried 1697 gestiftet wurde, unter den Chorbogen gestellt. Die schön gearbeiteten Schlusssteine des Netzrippengewölbes im Chor zeigen Personen und Symbole aus der Kirchen- und Landesgeschichte, so auch den Namenspatron der Kirche, Johannes der Täufer.

Die ersten Kirchenglocken gingen 1693 im Pfälzischen Erbfolgekrieg verloren. Bis heute hält sich im Ort die Sage, dass eine große Glocke aus Münchingen im Straßburger Dom hänge. Die späteren Glocken aus der Zeit von 1705 bis 1838 mussten im Ersten und im Zweiten Weltkrieg für militärische Zwecke abgeliefert werden.  Die heutigen Glocken wurden 1955 von der Stuttgarter Firma Kurtz gefertigt.
Im Jahr 1733 erhielt die Kirche erstmals eine Orgel, die mehrmals erneuert und auf heute 22 Register mit 1640 Orgelpfeifen aus Zinn und Holz erweitert wurde. Nur die im Barockstil reich verzierte Vorderfront der Orgel (Orgelprospekt) ist unverändert.

Die modern gestalteten Kirchenfenster wurden 1965 von Wolf-Dieter Kohler entworfen und 1967 vollendet. Die bunten Fenster versinnbildlichen die Sakramente der Evangelischen Kirche (Taufe und Abendmahl) und zeigen in eindrücklicher Form die Grundlagen des christlichen Glaubens, besonders wenn das morgendliche Sonnenlicht die farbigen Gläser durchflutet.
Im Chor sieht man mehrere Grabmale und Grabplatten des Münchinger Ortsadels, darunter kunsthistorisch wertvolle Epitaphe des Leonberger Steinbildhauers Jeremias Schwarz aus der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert.

Weiter betrachtenswert sind im Innenraum die Sedilien-Nische (früher der Platz des Geistlichen) an der Chorsüdwand und die niedrige schwere Holztür zur Sakristei mit den mächtigen geschmiedeten Beschlägen, einem Türklopfer und einem Schloss aus dem 17. Jahrhundert.
Die Sakristei hat ebenfalls ein Netzrippengewölbe und ein farbiges Schmuckfenster.  Die Kanzel wurde beim Umbau 1965 von der Seitenwand an den Chorbogen versetzt. Der schwere säulenförmige Taufstein aus dem Jahr 1788 ist beweglich, somit kann die Fläche vor dem Altar individuell den Erfordernissen verschiedener Gottesdienstformen angepasst werden.

Die Kirche verfügt derzeit über 485 Sitzplätze und ist mit Beamer, Kamera und moderner Übertragungstechnik ausgestattet, so dass Gottesdienste auch online übertragen werden können.

Quellen:

Texte:
Stadtarchiv Korntal-Münchingen
"Kleiner Ortsführer durch Münchingen" 1993 für den Heimatverein Münchingen e.V. Zusammengestellt von Alfred Gruber
Evang. Johanneskirche in Münchingen" 2006 zusammengestellt von Ewald Gaukel unter Mitwirkung von Franz Noss
Prospekte der Ev. Verbundkirchengemeinde Münchingen-Kallenberg

Bilder:
Stadtarchiv Korntal-Münchingen
fotokomuen
Privat
Ev. Verbundkirchengemeinde Münchingen-Kallenberg